Wundern, Staunen, Welt erschließen
Beginnend in der Zeit der Renaissance kam v.a. innerhalb des Adels ein großes Interesse an Naturalien- und Artificialien-Sammlungen auf, die in sogenannten Wunderkammern (später Kunstkammern) aufbewahrt, geordnet und bestaunt wurden. Der Begriff Wunderkammer geht zum einen auf den Begriff „Wunder der Natur“ zurück, als auch darauf, dass die BesucherInnen sich über die seltenen Objekte wunderten und ins Staunen gerieten.
Dieser Moment des sich Wunderns und Staunens war bewusst kalkuliert, da das sich Wundern als erster Schritt zur Erkenntnis gedeutet wurde. Nicht selten wurden deshalb neben unbekannten Tieren (Krokodile, Stachelfische, Paradiesvögel etc.), Erzeugnisse aus fernen Ländern und Welten, kostbare Automaten, Bestecke und Messinstrumente sowie ausgewählte Kunstwerke präsentiert, die nicht nur ausgestellt wurden, sondern es ausdrücklich gewünscht war, die Exponate anzufassen, sie haptisch zu erfahren, sich überraschen zu lassen und sowohl deren Materialität als auch Funktionsweise zu erfahren. Insofern ist eine Wunderkammer neben der räumlichen Präsentation einer Sammlung auch gleichzeitig ein ästhetisches und edukatives Programm, denn das Staunen sollte lediglich die Neugierde wecken und stellte so den ersten Moment einer Entdeckungsreise der Staunenden dar.