Seit 2013 ist der Sandleitenhof, ein Gemeindebau aus dem Jahre 1928, Schauplatz des Festivals SOHO in Ottakring. Unterschiedlichste künstlerische Projekte bespielen den öffentlichen Raum der Wohnhausanlage partizipativ, forschen und nehmen die Siedlung und die Menschen als Ort und Anlass zur Auseinandersetzung mit aktuellen und sich lokal auswirkenden gesellschaftlichen Themen.

Heuer ist das verbindende Thema von SOHO in Ottakring „Jenseits des Unbehagens – Vom Arbeiten an der Gemeinschaft“, was das aufkommende generelle Unbehagen in Europa, Österreich und Wien ebenso meint, wie die spezielle, vor Ort sich entwickelnde Befremdung.

Diese Tendenzen können nicht nur lediglich hingenommen oder gar wegdiskutiert werden, sondern müssen thematisiert und zum Gegenstand eines gesamtgesellschaftlichen Diskurses gemacht werden. Schließlich stehen nicht weniger als die Demokratie und deren zivilisatorische Errungenschaften auf dem Spiel. Fragen wie:

  • Wo verläuft die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits?
  • Wer ist in welchem Teil zu finden und warum, aufgrund welcher Kriterien?
  • War das schon immer so oder gibt es ein Initial?
  • Wie können wir den Begriff des Unbehagens beschreiben, wie seine Auswirkungen auf Individuen oder Gruppen?
  • Was wird auf welche Art und Weise ein- bzw. ausgehegt?
  • Wie durchlässig ist dieser Hag?
  • Wann werden aus Zäunen Mauern?
  • Wann beginnt die Sprachlosigkeit?
  • Wann und in welcher Form sprechen wir von Gewalt?

sind Fragen, die sicher nicht nur den eingeladenen KünstlerInnen und ProjektteilnehmerInnen in den Sinn kommen, sondern die sich auch und vor allem alltagskonkret in Ottakring und anderswo stellen.

Leichte Antworten wird man hier vergeblich suchen, doch können Kunst und künstlerische Praxis an dieser Stelle ansetzen, sichtbar machen, und Vorschläge für eine Überwindung von Sprach- und Machtlosigkeit sowie Passivität formulieren. Darüber hinaus aber auch aktivierende Strategien entwickeln und mit den Menschen vor Ort ausprobieren, und dies bevor Sprachlosigkeit in Hilflosigkeit und Latenz zum Stigma wird.

Eine Veranstaltung wie das Festival SOHO in Ottakring eignet sich also hervorragend für Untersuchungen und Projekte, die zur Visualisierung, Verhandlung und Formulierungen von Ansätzen zur Beantwortung der aufkommenden Fragen führen können. Vor allem durch die langjährige Arbeit des Festivalteams vor Ort, das dadurch entstandene Vertrauen, die Netzwerke und letztlich die vielen Perspektiven, die durch die eingeladenen Gäste und Teilnehmenden Initiativen, auch durch die mannigfaltigen Partner die Jahr für Jahr zum Gelingen beitragen, besteht ein Grundvertrauen in die InitiatorInnen und die Projekte, die von diesen ausgewählt wurden. Die Sensibilität der Kunst- und Kulturschaffenden, deren Einfühlungsvermögen und Erfahrung im Umgang sowohl mit schwierigen Themen als auch mit schwer zu erreichenden Menschen und Gruppen, können auf diese Weise vor Ort einiges Bewirken.

Weitere Informationen über SOHO in Ottakring finden Sie unter www.sohoinottakring.at

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